Lehmann, der Kommandant des Raumschiffes, sah zur Uhr. Eigentlich wollte er längst schon wieder unterwegs sein.

 “Letzte Frage”, sagte er. “Was macht ihr in eurer Freizeit?”

 Die Augen des Klardemoxianers begannen zu leuchten: “Fußball spielen”, sagte er. “Immer nur Fußball.”

 Lehmann ließ vor Überraschung seinen Stift fallen: “Hab ich richtig gehört?” stieß er hervor.

 “Keine Ahnung”, sagte der Klardemoxianer. “Ich weiß ja nicht, was du gehört hast. Falls du gehört hast: Im Kleiderschrank stapeln sich die erkälteten Eichhörnchen, dann hast du falsch gehört.”

 “Wie lange macht ihr das schon?”

 „Was? Eichhörnchen stapeln?“

 „Nein, Fußball spielen!“, sagte Lehmann ungeduldig.

 “Hm, lass mich überlegen. So ungefähr dreitausend Jahre, schätze ich.”

 “So richtig, mit Abseits, Verlängerung und Fouls und allem?” fragte Lehmann.

 “Aber ja. So richtig, mit Abseits, Verlängerung und Fouls und allem.”

 

aus: Matratzen zum Frühstück oder Die erste intergalaktische Fußballweltmeisterschaft"

 

 


Die Seeräuber

 

Die meisten Menschen glauben, dass ein Seeräuber ein Schiff braucht, um seinen Beruf auszuüben. Das stimmt natürlich nicht. Er benötigt nur ein Büro. Dorthin kommen die Leute, wenn sie einen See brauchen. Dann geht der Seeräuber los und klaut irgendwo einen. Das ist natürlich nicht so einfach, wie es klingt. Es gibt zwar genügend Seen, die man klauen könnte, aber es ist schwierig, einen See zu transportieren. Man kann ihn nicht einfach in den Rucksack stecken. Erstens ist der Rucksack zu klein, und zweitens würde der See auslaufen. Eine Teekanne ist auch nicht groß genug. Da bräuchte man schon eine Seekanne. Man könnte den See natürlich in Flaschen abfüllen, aber da würde man eine Million Flaschen brauchen. Oder benutzt der Seeräuber einen riesigen Tankwagen? Er verrät seinen Trick leider nicht.

 “Sonst könnte den Job ja jeder machen”, sagt er.

 Das Wichtigste ist jedenfalls: Wenn man einen See klaut, sollte man aufpassen, dass keine Schwimmer mehr drin sind.

 

aus: Der Wolkenkratzer schwingt die Bürste

 


Dass Flaschenpostbriefe manchmal nicht ankommen, liegt meiner Meinung nach daran, dass sie kostenlos sind. Da gibt es eben keine Garantie. Ein normaler Brief kommt immer an, weil er etwas kostet. Natürlich muss die Adresse stimmen. Stell dir vor, wenn ich auf einen Brief schreiben würde: Meeresforscher Klaus Maywald, Indischer Ozean. Da würden die Postboten Augen machen. Nicht mal eine Postleitzahl hast du. (...) Es wäre auch schön, wenn du einmal antworten würdest oder wenn du anrufen könntest. Dann wüsste ich, wie es dir geht. Aber Mama sagt, ihr habt auf dem Boot kein Telefon, sondern nur ein Sprechfunkgerät. Damit könnt ihr nur mit anderen Schiffen sprechen. Und wenn ich auch ein Sprechfunkgerät hätte? Ich werde mal den Herrn Janssen fragen. Der müsste ja eins haben als Seemann, auch wenn er nur Fischer ist und kein Meeresforscher wie du. Mitten auf dem Meer gibt es keine Telefonzellen, das ist leider die Wahrheit. Siehst du, noch etwas, das man mal erfinden müsste. Die Seeleute würden sich freuen, vor allem die Schiffbrüchigen, die auf dem Meer treiben.

 

aus: Flaschenpost für Papa